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Es gibt in der Bretagne sogenannte “christianisierte” Menhire: Auf die Spitze der Steine wurden vor langer Zeit deutlich sichtbare Kreuze montiert. Die Begründung für diese Eingriffe liegt in der konfliktreichen Beziehung zwischen Christentum und Menhiren. Alte Dokumente belegen: Die junge Kirche hatte offensichtlich Angst vor den “heidnischen Steinen” und vor den geheimnisvollen Kräften, die angeblich von den Menhiren ausgingen. Im 5. Jahrhundert nach Christus wurde im Konzil von Arles zum erstenmal der “heidnische Kult der großen Steine” verboten. Spätere Verbote folgten – aber diese Verbote der Kirche wurden von der Bevölkerung wenig beachtet. Daher wollten Christen im 17. Jahrhundert die Steinsäulen endgültig “entzaubern” und die großen Steine “den heidnischen Kulten entreißen” – durch aufgesteckte Kreuze. Dass diese Methode wenig Erfolg hatte, zeigt sich bis heute in seltsamen Ritualen, die man als Symptome von Aberglauben interpretieren kann.
Zum Beispiel werfen Besucher kleine Steinchen mit viel Geduld immer wieder an den Menhiren hoch, bis sie endlich auf einem Vorsprung oder in einer Aushölung des Menhirs liegen bleiben. Dieses ausdauernde Steinewerfen könnte Symptom für den Aberglauben sein, dass ein Steinchen, das endlich oben liegen bleibt, Wunder vollbringen könnte oder hoffentlich einen großen Wunsch erfüllen würde.
Bis in heutige Zeiten ist auch sexueller Aberglaube belegt: Durch Berührung des phallischen Menhirs mit nacktem Unterleib sollen Kinderwünsche in Erfüllung gehen. Für diesen Aberglauben spricht, dass auf Menhire oft Graffities mit Liebessymbolen gesprüht werden – eine Art von privater Beglaubigung des Fruchtbarkeits-Rituals. Diese Phänomene kann man heute als Zeichen ganz aktuellen Aberglaubens interpretieren.